André Schweers

FUGE

Papierguss

Vernissage 25. Mai 2022

Ausstellungsdauer 25. Mai bis 24. Juli 2022

Ausstellung in der Namen-Jesu-Kirche
25. Mai - 24. Juli 2022

Die Ausstellungseröffnung findet am Mittwoch den
25. Mai 2022 um 19:30 Uhr in der Namen-Jesu-Kirche,
Bonngasse 8 in 53111 Bonn statt.

Begrüßung: Jenny Geißler, Galeristin, und Oliver Heister,
Vorstandsmitglied der Stiftung Namen-Jesu-Kirche
Eröffnungsrede: Dr. Michael Krajewski, Kunsthistoriker, Kritiker und Kurator
Musikalische Gestaltung: Amelie Held, Organistin
Musikstücke: Johann Sebastian Bach (1685-1750):
1. Fuge g-moll BWV 578
2. Fuge d-moll BWV 565
Abschluss: Bernd Bentler, Galerist

Zur Ausstellung erscheint eine Dokumentation.
Der Künstler ist anwesend.

Fuge! André Schweers hat sich diesen vieldeutigen Titel für seine Ausstellung in der Namen-Jesu-Kirche, in der wir nun zum dritten Mal zu Gast sein dürfen, ausgedacht. Was ist eine Fuge? Wie viele Fugen gibt es. Welche ist oder sind gemeint?
Natürlich denkt man zuerst an die musikalische Fuge. Man denkt an Johann Sebastian Bach, der so viele Fugen komponiert hat. Und natürlich passt die Bachsche Fuge in einen barocken, sakralen Raum wie den der Namen-Jesu-Kirche. Die Form der Fuge wirkt wie ein musikalisches Gespräch, bei der drei oder mehr Personen ein oder zwei musikalische Themen besprechen.
Außerhalb der Musik ist da interessanter Weise noch die Schattenfuge, deren Existenz nicht konstruktiv begründet ist, sondern deren Dasein rein optische und ästhetische Gründe hat. Die Schattenfuge trennt hell und dunkel, sie bildet einen Rahmen aus Schattenwurf, sie verstärkt die optische Tiefe eines Kunstwerkes und manchmal rahmt sie ein Kunstwerk ein, ohne wirklich Rahmen zu sein. Je nach Kunstwerk hilft sie dem Bild, macht es plastisch und verstärkt die Wirkung.
Aber Fuge hat ja noch so viele andere Bedeutungen. Es gibt die Fuge als Zwischenraum, die beabsichtigte Fuge am Bau und anderswo, um Spannungen auszugleichen und Rissen vorzubeugen. Was für eine schöne Metapher für die Kunst des André Schweers, die mit ihren positiven Inhalten in den Spannungsverhältnissen der modernen Gesellschaft Rissen vorzubeugen vermag.
All das ist Fuge und kann Fuge. Und noch so viel mehr. Findet diese Ausstellung doch auch in einem Zwischenraum, was ja Fuge eigentlich bedeutet, statt. Allein das Konzept des Künstlers, die Innenräume der acht Beichtstühle als eine Art Vitrine für seine Kunstwerke zu nutzen, bringt sowohl die Kunstwerke als auch die Beichtstühle in einen neuen Bedeutungsraum. Die Beichtstühle verlieren ihre ursprüngliche Bedeutung und Funktion, und bekommen so eine neue Realität durch die Kunstwerke. „Nichts lenkt durch unterschiedliche Informationen die Wahrnehmung ab und der Blick konzentriert und verdichtet sich auf das im Zentrum „eingeschlossene Wissen“, das hier in den Kunstwerken des André Schweers aufleuchtet.“* Zu diesem „eingeschlossenen Wissen“, zu diesem „Wissen der Menschheit“, zu dem, was wir als Mensch an sich wissen können und, vielleicht, auch müssen, gehört an erster Stelle das Urvertrauen ins Leben, zu wissen, dass das Leben sich lohnt.
Mit diesem Wissen schaut man vielleicht auch ganz anders auf die Fugen, auf die Zwischenräume, in denen wir uns gesellschaftlich und global befinden. Gibt es davon doch so viele. Seien hier stellvertretend nur zwei aktuelle benannt: Die globale Klimakrise und der Krieg in der Ukraine.
Wir befinden uns mit dem Wissen um den Klimawandel und der Umsetzung aller nötigen Schritte zu seiner Eindämmung in einer Fuge, in einem Zwischenraum. Wir wissen, dass wir so nicht weiter wirtschaften und leben können, eine schlüssige Lösung zum Abwenden der Krise, eine neue, adäquate und von der Mehrheit akzeptierte Lebens- und Wirtschaftsordnung aber haben wir noch nicht gefunden. Wir befinden uns in einem Zwischenraum.
Der Krieg in der Ukraine hat den alten Konsens, dass es nie wieder Krieg in der Mitte Europas geben dürfe, aufgekündigt. Eine neue Friedensordnung, wie immer sie aussehen wird, ist noch nicht in Sicht. Ob es jemals wieder so wird, wie es einmal war, ist fraglich. Bis es eines Tages so weit seien wird, durchleben wir einen Zwischenraum.
Das Urvertrauen zeichnet sich dadurch aus, dass man einerseits nicht weiß, wie die Zukunft aussehen wird (das kann nämlich niemand), andererseits aber davon überzeugt ist, dass es für alles eine gute Lösung gibt. Mit diesem Wissen ausgestattet, wird man eine ganz andere Haltung zur Lösung der Zukunftsprobleme und damit zur Überwindung des Zwischenraums, der Fuge, einnehmen, als ohne dieses Wissen. Es wird eine Haltung der Hoffnung sein. Und genau diese Haltung der Hoffnung, die man aus André Schweers Kunstwerken herauslesen kann, benötigen wir so dringend.

*Zitat: Dr. Gabriele Uelsberg, ehem. Direktorin des LVR-Museums, Bonn, in „Die Bibliotheca conservata“ (Kapitelsaal St. Julien, Tours (F), April 2003)

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