Bernd Berner - Flächenraum

Vernissage am 23. September 2022

Sehr geehrte Damen und Herren,

kann der Blick zurück gleichzeitig auch der Blick nach vorne sein? Sind konträre Gegensätze miteinander vereinbar? Diese und ähnliche Fragen stellen sich nahezu von allein mit unserer neuen Ausstellung. Kann Kunst, soweit möglich, eine Antwort darauf finden?

Die Ausstellung Bernd Berner – Flächenraum steht in der Folge unserer Informellen Ausstellung im Herbst des Jahres 2020. Damals hatten wir uns vorgenommen, das Thema der Informellen Malerei weiter zu verfolgen. Mit Bernd Berner (1930 – 2002) stellen wir einen Künstler aus, der die gestische Malerei des Informel sein Leben lang benutzte ohne zu Ihren Erfindern zu gehören und deswegen auch im weiteren Sinn zu den Informellen Malern gezählt wird.

Allerdings gibt es noch einen Grund, der uns zu dieser Ausstellung veranlasst hat. Schon 1994 sagte Bernd Berner nahezu prophetisch: »Wir werden mehr und mehr zugedeckt von optischen und akustischen Belästigungen, wir sind betroffen, werden verletzt. Unsere Existenz ist bedroht von Verlogenheit…; nicht nur politisch werden wir manipuliert. Unser Leben wird immer stärker von obskuren Medien, von Interessengruppen bestimmt. Auch Kunst ist politisch, dennoch wäre es eine Illusion, wollte man meinen, mit Kunst ließen sich gesellschaftliche Veränderungen bewirken. Aber Kunst beinhaltet auch ein Vordenken, vermittelt Denkanstöße und manchmal auch Kritikfähigkeit. Was mir wichtiger erscheint, ist, dass Kunst allen (auch optischen) Überfütterungen unserer Zeit ein kontemplatives »Gegenüber« anbietet. Auch Kunst beunruhigt, stört, verletzt, führt aber – im besten Fall – den Menschen zu sich selbst. Da ich dem Lauten misstraue, geht es mir um die Stille – welche sich manchmal als scheinbar zeigt.« - Bernd Berner 1994

In diesem Sinne ist der Blick zurück auf die Arbeiten des Bernd Berner auch ein Blick in unsere Gegenwart, ja sogar ein Blick in unsere mögliche Zukunft. Aber gerade hier kommt es darauf an, wieviel wir von den unterschiedlichen Positionen zulassen. Und wie Berner in seinen „Flächenräumen“, deren Name ja auch fast ein Widerspruch in sich selbst ist, extreme Gegensätze miteinander vereint, kann Kunst eben dazu führen, die Extreme unseres digitalen Lebens durch die Stille in der Betrachtung und Auseinandersetzung mit der Kunst auszusöhnen. Und ja, Kunst kann eben helfen, konträre Gegensätze miteinander zu vereinbaren. Was für ein spannendes Thema.

Wir freuen uns darauf, Ihre Meinung zu diesem Thema zu hören und mit Ihnen darüber zu sprechen, wenn Sie die Galerie am Eröffnungsabend oder in den Wochen danach besuchen.

Ihre

Jenny Geißler und Bernd Bentler